Eberhard Kloke, Dobbiaco-Berlin im August (3) 2006
Eine Erinnerung an ORPHEUS-ORFEO gestaltet sich als rezeptiv-kreativer
Vorgang, in dessen Folge sich ein produktiver, intermedialer Diskurs
entwickelt.
Gegenwart von Kunst?
Medialisierung, Individualisierung
und Kommerzialisierung stehen als Begriffsmetaphern für eine Welt,
in der Gesellschaft und Kunst gleichermaßen einem tiefgreifenden
Veränderungsprozess ausgeliefert
sind. Die ins Unendliche wachsende Informationsflut, die rasant gestiegene
Quantität und Qualität von Abbildungsmöglichkeiten produzieren
immer neue virtuelle Realitäten, die sich unseren gewohnten
Begriffsmethoden und -mechanismen entziehen: eine unfassbare, unbegreifliche "Realität",
vor der die sogenannte Kunst nicht unberührt bleibt.
Da jegliche
auf die Globalisierung angewandte Energie in der Maximierung von Ansprüchen – und
dies vor allem an die Zukunft – liegt, muss als Gegenpol hierzu gegenwärtige Aktualität
von Kunst umso kritischer eingefordert werden.
intermediumorfeus07
Durch
die inhaltliche Vorgabe (Mythos Orpheus) einerseits und durch das angewandte
cross-mapping andererseits treten Klassifizierungsbegriffe wie "Kunstgattung, Kunstsparte, opus, Stück" als bereits überkommene
Terminologie in den Hintergrund. Stattdessen liegt der Fokus des Interesses
auf einem übergeordneten, multidisziplinären Sinnzusammenhang: dem
eigentlichen INTERMEDIUM.
Das Material ist auch Medium selbst,
das End/-Produkt und seine "Aura" definieren
sich aus den Differenzierungen seiner Anwendungsmöglichkeiten.
So
ist der inhaltliche Ansatz vor allem geprägt durch die Qualität
und Dichte der intermedialen Strategie der Projekte. Die einzelnen
Kunst- und Medienträger (Künstler/Interpreten und Anwendungsbereiche)
sind dabei gleichwertig und werden in ihrer jeweiligen Gewichtung
entsprechend nach Projektvoraussetzung eingesetzt.
orfeus 07 zwischen Mythos und intermedium
Der
natürliche Gegensatz von Mythos und intermedium bildet
den Nukleus der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsarbeit.
Das Forschungsprojekt INTERMEDIUM orfeus 07 gestaltet
sich dabei als Laboratorium von der Recherche bis
zur Anwendung mit der Vision zukünftiger künstlerischer
Produktion und vor allem Rezeption.
Dies geschieht durch Verknüpfung von einzelnen, in "neue"
Zusammenhänge
gebrachte Forschungsergebnisse zu folgenden Aspekten:
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Bild-Sequenz-Bearbeitungsstrategien |
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Musik-Zeitkontinuum-Bezugssysteme |
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Text-Sprache-Bedeutungsnetzwerke. |
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Inhaltlich geht es primär um Fragestellungen aus dem Spektrum Mythos
Orpheus in der Kombination mit ungewöhnlichen medialen
oder programmatischen Zusammenhängen.
Dabei soll eine besondere
Aufmerksamkeit und Hinwendung auf Phänomene
und Prozesse erzeugt werden, die sich konventionell nicht erschließen
ließen.
intermediumorfeus07 im vorliegenden
Ansatz könnte somit sowohl den ästhetischen Entwicklungsstand
zu Beginn des 21. Jahrhunderts reflektieren (Forschungslaboratorium)
als auch in der Lage sein, mittels der Projekte und Produktionen, Aussagen
zu treffen, Themen zu besetzen und Perspektiven zu entwickeln (Medienlabor
und Projektanwendung).
Angestrebt wird, dass das neue "intermedium" –
als Zusammenspiel von multimedialen und multidisziplinären Elementen – einen
dynamischen Prozess in Gang bringen könnte, ein Prozess, der Einfluss
auf die Weiterentwicklung neuer Anwendungsmöglichkeiten der performing
arts zu nehmen in der Lage ist.
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