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BRÜCKENSCHLÄGE DER MUSIK: REGIONALE 2004

ALBAN BERG, WOZZECK
Oper in 3 Akten (15 Szenen) op. 7

 
 


Alban Berg "Wozzeck" ©
1926 by Universal Edition A.G., Wien
Bearbeitung für Soli und Kleines Orchester von Eberhard Kloke © 2003 by Universal Edition A.G., Wien

Alban Berg, populärster Vertreter der Schule um Arnold Schönberg, schuf mit seiner Vertonung des Büchnerschen Dramenfragments über den „Abgrund Mensch” das Opern-Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts. Der Komponist selbst empfand nach der Aufgabe einer durchgehenden tonalen Struktur die Notwendigkeit, neue formale Innenbindung gegen den vermeintlichen Sinnverlust zu setzen. „Ein unverkennbares Gesicht, wie auch Abrundungen und Geschlossenheit” wollte er dem Text verleihen. Jede Szene, jeder Akt wurde als strukturelle Einheit gestaltet.

Umso paradoxer erscheint es, dass der Text auf dem das Werk - Inbegriff moderner Geschlossenheit - basiert, ein radikaldramatisches Stück der offenen Form ist, was gleichfalls eine erhebliche Veränderung in Figuren- und Konfliktzeichnung zur Folge hatte.
George Steiner bemerkte treffend: „Alban Bergs Opernfassung ´Wozzeck´ ist sowohl als Musik wie als Drama hervorragend. Doch sie verzerrt Büchners ursprüngliche Absicht. Die Musik macht Woyzeck beredt; die kluge Instrumentierung verleiht seiner Seele Sprache. Im Stück ist diese Seele nahezu stumm.

Die diesjährige Produktion von Musikakzente 21 stellte sich diesem Widerspruch. Eberhard Kloke hat auf der Suche nach der Bedingung für eine Wieder-Annäherung an Büchners Woyzeck, die Bearbeitung der Oper für Soli und Kleines Orchester vorgenommen.
Folgende Aspekte waren hierbei besonders entscheidend: Musikalisch wird durch die kleine Orchesterbesetzung ein enorm transparenter Klang mit größtmöglicher Durchhörbarkeit erzielt. Als Voraussetzung für unmittelbares Erleben und Verstehen ist die bessere Textverständlichkeit unerlässlich.
Außerdem ermöglicht die reduzierte Orchesterbesetzung flexiblere Positionierungen von Musik und Szene im Raum. Befindet sich das Publikum in einer klassischen Konzertsaal - oder Theater - Raumsituation meist weit weg vom szenischen und musikalischen Ereignis, kann es hier extrem nah am Geschehen platziert und einbezogen werden. Die Konzertgalerie Le Bagno bot darüber hinaus variable Spielstätten, den Wechsel vom Innen ins Außen, immer als Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Raum und symbolischem Ort.
Im Mittelpunkt der szenischen Realisierung des Regisseurs Bruno Klimek stand das Drama Büchners als „Versuchsanordnung Mensch”. Nicht nur im Sinne eines durch soziale Abhängigkeiten festgelegten Verhältnisses zwischen dem menschlichem Experimentieropfer Wozzeck und seinen Vorgesetzten Hauptmann und Doktor. Gleichfalls wurde die Bilderfolge als eine Darstellung archetypischer Menschenexemplare verstanden, in denen Wozzeck, ausgestattet mit Symptomen von Krankheit und Kommunikationsstörung, als der einzig „Gesunde” erscheint. Das hohle Gewäsch rhetorisch gewandter Mächtiger steht hier gegen den hilflosen Ausdruck menschlichen Denkens und Empfindens.

Kernpunkte der Bearbeitung

Vorbemerkung:
Die kompositorische Struktur generell, die Notierung der Gesangspartien und die instrumentatorische Charakteristik des Werkes bleiben original "Berg". Die Reduzierung der Bläser erfolgt in Anlehnung an die satztechnischen Voraussetzungen der Original-Partitur und bedingt die ebenfalls reduzierte Streicherbesetzung. Die Klanggestalten, Klangfarben und Registerwechsel orientieren sich an der großen Partitur und sind - wenn irgend möglich - auf die kleinere Besetzung übertragen worden.

  1. Musikalisch wird durch die kleine Orchesterbesetzung ein enorm transparenter Klang mit größtmöglicher Durchhörbarkeit erzielt. Da als Voraussetzung für unmittelbares Erleben und Verstehen eine optimale Textverständlichkeit vonnöten ist, erscheint eine gleichberechtigte Behandlung von Orchester- und Gesangsstimmen dem Drama zuträglich. Auf die konventionelle Verbannung des Orchesters in den Graben kann verzichtet werden.
  2. Die bearbeitete Version für Soli und reduziertes Orchester ermöglicht flexiblere Positionierungen von "Musik und Szene" im Raum. Normalerweise befindet sich das Publikum in einer klassischen Konzertsaal- oder Theaterraumsituation meist sehr weit weg vom szenischen und musikalischen Ereignis. In der aktuellen Version könnte es extrem nah am Geschehen platziert und einbezogen werden. Auch könnten sich variable Szenenwechsel durch unterschiedliche Räume/Orte, z. B. ein Wechsel vom Innen ins Außen ergeben: dies immer als Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Raum und symbolischem Ort ...
  3. Die Sängerpartien/Notationen sind originalgetreu übertragen. Dass in der Bearbeitungsfassung eine genauere, d.h. hier radikalere Realisierung von Sprech- und Gesangsnuancierung möglich ist, sei nur am Rande vermerkt. Die Möglichkeit, auf den "Opernton" beim Singen und Sprechen ganz verzichten zu können, kommt einem Publikum mit modernen Hörgewohnheiten entgegen und lässt die Protagonisten weniger "künstlich" erscheinen.

  4. Die Orchesterbesetzung und Instrumentierung der Bearbeitung orientiert sich so nah wie möglich an der Berg´schen Partitur. Die instrumentalen Klangcharaktere sowie eine ausdifferenzierte Vielfalt der Klangfarben bleiben erhalten, der Registerwechsel von Streichern zu Holz- und Blechbläsern ist dem Original angepasst.
    Der Klang insgesamt erscheint jedoch verdichtet und akzentuiert, da meistenteils auf Verdopplungen und "Ausgleichs"-Instrumentierungen verzichtet wurde.
    Durch die Möglichkeit, auf eine traditionelle Orchestergraben-Bühnen-Situation zu verzichten, kann durch direkte Nähe von Orchester zu Publikum das direkte körperliche Erleben von Klang-Intensität und Klangdifferenziertheit verstärkt werden.
  5. In der Bearbeitung ist auf CHOR verzichtet worden (nur als ossia-Option vorgesehen), um der inhaltlichen Stringenz des Dramas nichts an Transparenz und Schärfe - durch "Veroperung" – zu nehmen.
    Die Chorstimmen werden auf die Protagonisten (II 4 und III 3) und gezielt auf Wozzecks Bezugspersonen - oder auf Instrumente (II 5) übertragen.
Orchesterbesetzung
2 Fl (1+2 auch Picc), 2 Ob (2. Auch EH), 2 B-Cl (1.+2. auch C und Es, 2. auch A ), 1 Bcl (auch B-Cl), 1 Fg, 1 Kfg (2. Fg); 2 Hr, 2 B-+C-Trp, 1 Ten-Pos, 1 Bass-Pos, 1 Tuba; 2 Perc, Hfe (auch Triangel und Becken), Klav (auch Cel und div. Schlag-Instr.); Streichquintett: 5/4/3/3/2

Sänger/innen- Besetzung
Wozzeck, Tambourmajor, Andres, Hauptmann, Doktor, 1. Handwerksbursche, 2. Handwerksbursche, Narr, Marie, Margret, Mariens Knabe
 
             
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