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Projekt Lontano II: Wagner 2013

1. Annäherung an Wagner durch Bearbeiten/Editieren (Skript-Bearbeitung des RING)

2. Entfernung von Wagner durch audiovisuelles Interpretieren (Lontano II, Wagner-Material im digitalen Kompositionsprozess)

Wagner ab 2010 (nach)-komponierend zu interpretieren bedeutet zunächst, eine Richtungsentscheidung für das Prozedere zu treffen.

Auf der einen Seite entwickelte sich ab 2008 die Idee, eine Skriptfassung der Neubearbeitung des Ring für Soli und mittelgroßes Orchester herzustellen. Im Vordergrund stand dabei, mit einer schlankeren, an heutigen Klangkriterien orientierten Instrumentation das Klangbild des Orchesters und die Balance zwischen Gesang und Orchester neu auszurichten. Zentrales Anliegen für eine neue Transkription von Wagners Der Ring des Nibelungen war also, sowohl eine aufführungspraktische Alternative – bei grundsätzlicher Beibehaltung des Wagnerschen rhythmisch-harmonischen Satzes – als auch eine neue, differenzierte Klangperspektive für das Werk herzustellen. Diese Arbeit wurde bis 2012 realisiert und wird zur Zeit verlagstechnisch (UE) umgesetzt.

Auf der anderen Seite wird im audiovisuellen Projekt LONTAO II der Versuch unternommen, Wagner-Materialien mittels digitalen Komponierens (6) und Editierens (Sampling-und Remixverfahren) neu zu thematisieren und gleichsam audiovisuell komponierend zu interpretieren.

1 Montage(4) und Sampling (Audio-Material A)

Im ersten Schritt geht es darum, aufgenommenes „Wagner-Material“ (Musik, Gesang, Texte) mittels digitalen Samplings zu neuen AUDIO-Datenbänken zu montieren. Dieser Prozess akzentuierender Bearbeitung bringt sowohl „komponierende“ Montage als auch das Sampling (7) von re-komponiertem, historischem Audio-Material zur Anwendung. Der umfassende Bereich des Samplings bezieht sich auf „Wiederaneignung“ und „Neubestimmung“ des eigenen Medienpools mit anderen Mitteln, genutzt werden die erweiterten Montage- und Transformationsmöglichkeiten des digitalen Materials.

2 Montage(4) und Collage(5) (Audio-Material B)

In einem zweiten Schritt werden ausgewählte akustische Environments aus vielfältigen Bereichen – also der Einbezug kontextfremder, neu entdeckter sounds/Geräusche (analog aufgenommen: Sprache, Geräusch, situative akustische Environments: aktuelles und historisches Material) – mit (Audio-Material 1) collagiert und in thematisch-programmatische Setzungen überführt, die sich vom Wagner-Kontext her ergeben. Im letzten Bearbeitungsschritt wird das durch Montage und Collage4 bearbeitete Audio-Material mittels inhaltlicher Ausrichtung zu klar definierten, thematisch gesetzten Audiofiles zusammengesetzt.

Diese Audioprodukte zum Thema Wagner werden als akustische Gegen-Plattform zur institutionell veranstalteten „Wagner-Pflege“ im Jahr 2013 zur Diskussion gestellt. Das Netz fungiert dabei sowohl als Kommunikationsmedium wie auch als Speicher.

3 Audiovisuelles Komponieren (Material audiovisuell)

Dabei eröffnen sich an der Schnittstelle von digitaler Skriptanwendung – siehe Punkt 1 – und den damit gleichzeitig bereitgestellten Audio-Midi-Daten und digitalem Komponieren im Medium der Samples neue Bezüge und Querverbindungen zum Ausgangspunkt Wagner selbst wie auch weit darüber hinaus zu heutigen Musik- und Bildwelten.
Die von Wagner thematisch-musikalisch ausgehenden, jedoch sich mittels digitaler Umsetzungsprozesse von Wagner entfernenden Audio-Produktionen werden im dritten Schritt kontrapunktiert mit den Bild- und Video-Welten Markus Wintersbergers. So wie sich die digital bearbeitete Musik vom Ausgangspunkt löst, führen die Bilder ein inhaltliches „Eigenleben“, Bilder, die jedoch immer zum thematischen Ausgangspunkt zurückzukehren vermögen.

An den einzelnen Audio- Projekten sind folgende Interpreten/Innen beteiligt:
Michael Abramovich (Klavier),
Eduard Clark (Klavier und Sampling),
Christiane Edinger (Violine),
Ezgi Kutlu (Mezzosopran),
Thomas Leyendecker (Posaune),
Anna Prohaska (Sopran),
Andreas Prohaska (Rezitation)

EK, im März 2013