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Anmerkung 6
Digitale Komposition

Digitale Komposition tritt anstelle tradierter Kompostionsmechanismen, die im eigentlichen Sinne immer Schreib-Kompositionsprozesse waren. Dieses prozessuale Komponieren zwischen Idee, Soundkreation (analog+digital), Sampling-Resampling und Speicherung beinhaltet die Möglichkeit, allzeit die jeweiligen kompositorischen Schritte hörend zu überprüfen – gleichsam die Komposition immer vom Klangergebnis zu denken, "abzurufen" und zu justieren.
Der kompositorische Prozess von der Idee bis zur Klangaufzeichnung beschleunigt sich augenscheinlich rasant. Diese Arbeitsweise wird die tradierten "Schreib"-Kompositionsprozesse vielleicht nicht ganz auflösen, mindestens jedoch immens beeinflussen, da neuere Musikerfindung (Komposition und Klang-realisierung) auf diesen zukunftsträchtigen Möglichkeiten basieren wird. Die Essentials dieser digital "komponierter" Bearbeitungen5 und kompositorischer Neuschöpfungen sind:

  • Das "gewonnene" (analog erzeugte) Audio-Material ist der grundlegende Baustein des Sampling-Materials.
  • Das Audiomaterial generiert sich aus dem großen Pool historischer (notierter) Musik. Der von Bernd Alois Zimmermann geprägte Begriff von der "Kugelgestalt der Zeit" bekommt im digitalen Zeitalter eine neue Dimension.
  • Das digital generierte Audio-Material bildet den zweiten kompositorischen Materialspeicher.
  • Der Sampler mit seinen multifunktionalen Anwendungsmöglichkeiten ist das wesentliche Kompositionswerkzeug.
  • Die daraus und danach erfolgende digitale Klangbearbeitung sucht/komponiert Form-Balance, Zeitstruktur-Rhythmus, Melodische Verläufe-Harmonische Spektren, Dynamik-Agogik.
  • Der kompositorische Vorgang von Aufnahme, Auswahl, Sampling und digitaler Klangbearbeitung und medialem Transfer bleibt zu jeder Zeit prozessual. Lontano II versteht sich sowohl aufgrund seiner digitalen Speicherstruktur als auch wegen seiner offenen Anlage als work in progress.

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