JSB08    
 
   
     
 


Projekt JSB08

Installation – Performation – Transaktion

Eberhard Kloke/Markus Wintersberger
© Wien-Berlin, Stand 31.12.2006

siehe auch: samplosition_audio21


 
 
 

Projekt JSB08 Johann Sebastian Bach und Europa

Projekt JSB08 Johann Sebastian Bach und Europa

Bach als Thema und Ausgangspunkt einer Kultur-Reise durch Europa 2008-2010

Das Werk Bachs als Bezug und Leitmotiv für live-Performances und die mobile Ausstellung

Europa und Bach als Symbol europäischer Kulturvielfalt und kultureller Identifiktion-Integration

 

Das Projekt operiert mit einer programmatischen Setzung:

Das Werk Johann Sebastian Bachs stellt sich in seinen inhaltlichen und thematisch-musikalischen Ausprägungen einem innereuropäischen Netzwerk von performativen Zusammenhängen und ist zugleich Teil einer neuen Form von mobiler Ausstellungsskulptur.

Projektbeginn
Am Anfang stehen die für die Ausstellungskonzeption und deren Anfangsbestückung notwendigen Projekteinheiten "Ich habe genug" in Berlin und Passion123 in St. Pölten bei Wien. Historische Räume und labyrinthischen Orte aus allen Lebensbereichen sind dem Thema entsprechend ausgewählt und bilden den Ausgangspunkt. Performative Konstellationen ergeben sich scheinbar aleatorisch durch die Konfrontation mit diesen ungewöhlichen Orten. Die Musik - Bild-Sprach-Klang-Geräusch -Ebenen werden gleichzeitig als Material genommen, um es in einer umfangreichen Ton-Bild-Datenbank zu speichern.

Ausstellungsinhalt und Essentials komponierender Bearbeitung und medialer Verknüpfungsstrategie
Die Ausstellung
- konzipiert als work in progress - stellt Recherche, Performance und Entwicklung gleichermaßen in einen dynamischen Verlauf. Untersucht, nach- und weiterkomponiert wird der Prozess, unter welchen Voraussetzungen und wie Musik als "historische" Zeit-Kunst sich durch diese speziell thematisch gesetzte EU-Länder-Kooperation performativer Ereignisse (Thema 1-10, s.u.) sowie intermedialen Austausch verändert. Es entsteht eine "komponierende" Interpretation durch Öffnung hin zu prozesshafteren, tendenziell unabgeschlosseneren und ergebnisoffeneren Klang-Ereignissen und medialen Verknüpfungen.

Die Essentials des programmatischen Ansatzes, "komponierender" Bearbeitungen und medialer Verknüpfungsstrategien sind:

• Rezeptions-Forschung, "heutige" Programmdiktion und mediale Recherche sind Ausgangspunkt und Leitmotiv des Projektansatzes.

•  Das zu bearbeitende Material "Bach und..." leitet sich direkt vom Ausgangsmaterial der Bachschen Musik und der innewohnenden Thematik ab.

•  Die medialen Verknüpfungen ergeben sich aus der Art und dem Verlauf der Projektentwicklung Musik-Raum-Thema und der gleichzeitig erfolgenden Klangbearbeitung.

•  Der Vorgang von Auswahl, Aufnahme, Klangbearbeitung und medialem Transfer bleibt zu jeder Zeit prozessual.

•  Wesentlicher medialer Baustein bleibt, jeweilige Projektteile der einzelnen europäischen Partner medial zu "verarbeiten" und in die mobile Ausstellung einer reisenden Skulptur zu integrieren (siehe JSB08).

•  Der Projektverlauf und das flexible Reagieren bestimmen die Richtung im Hinblick auf ein "mobil-offenes" Ergebnis, nicht das Festhalten an der gesetzten Ausgangs-Konzeption (siehe "Ich habe genug").

Mobile Ausstellungsskulptur
Ein Konvoi aus 3 Sattelschleppern bildet den skulpturalen Alltagskörper einer dem Alltag entlehnten Wirtschaftswelt. Die suggestive Kraft dieser drei LKW´s  vermittelt in ihrer Präsenz sowohl die Mobilität innerhalb Europas als auch die sogenannte "unbegrenzte Freiheit" eines "unbeschränkten" Warenaustauschs innerhalb einer Staaten-Gemeinschaft wie Europa. Überdimensionalen Sarkophagen gleich, sollen diese Gefährte ihre Spur durch Europa ziehen und an bestimmten vorgegeben Orten zusammen treffen. Wie Bausteine fügen Sie sich aneinander, bilden ein großräumiges begehbares T - Symbol, in dessen Innerem mediale Spiegelungen als unendliche Fortführung der inneren Schluchten eine imaginative Entgrenzung andeuten sollen.

A Ausgangspunkt: Thema: Der existenzielle Bach Projekt "Ich habe genug" Ton-Bild-Datenbank Berlin Oktober 06 bis Jan. 2007 und Ausstellungskonzept einer mobilen Skulptur JSB08_Europa

B Projektentwicklung: mediale Aufbereitung, Ausstellungsmodell und Entwicklungsphase 2: als Beispiel medialer Aufbereitung und Umsetzung in die mobile Ausstellung als erste europäische Andockung: Projekt ?Passion 123" in St. Pölten-Österreich: 23.06.07

C Phase 3: 10 Europäische Realisierungsphase: Ausstellung einer mobilen Skulptur JSB08_Europa mit jeweiligen Performances in einzelnen EU-Partnerländern und -städten : Installation - Performance - mediale Transaktion-mediale Interaktion - mediale Transformation

 

A Ausgangspunkt: Experiment Grenzgänge mit Bach
Ton-Bild-Datenbank Projekt "Ich habe genug", Berlin Oktober 06 bis Jan. 2007 und Ausstellungskonzept einer mobilen Skulptur JSB08_Europa

Inhaltliche Schnittstelle:
Das Projekt startet bei dem Versuch, verschiedene musikalische und außermusikalische Phänomene, die um Inhalt und Musik der Bach-Kantate "Ich habe genug" kreisen, an verschiedenen Schauplätzen/locations in Berlin aufzunehmen und in einer umfangreichen Ton-Bild-Datenbank zu speichern. Die labyrinthischen Orte und Räume sind dem Thema entsprechend ausgewählt. Die Musik wird genau wie die Bild-Sprach-Klang-Geräusch-Ebene zunächst nur als Material genommen, die performativen Konstellationen ergeben sich scheinbar aleatorisch durch die Konfrontation mit ungewöhlichen Orten, unterschiedlichen Außengeräuschen, willkommenen oder lästigen Begegnungen sowie extremen Licht- und Temperaturverhältnissen.

The Unanswered Question?
Verliert die Musik (durch die Loslösung vom traditionellen Werkbegriff/von der tradierten Werkrezeption) dabei die rezeptive Wirkung als "auratisch"- authentisches Kunstprodukt oder gewinnt sie durch den konkreten europäischen und medialen Transfer und die performative "Öffnung"?

Untersucht, nach- und weiterkomponiert wird der Prozess, unter welchen Voraussetzungen und wie Musik als "historische" Zeit-Kunst sich durch diese EU-Länder-Kooperation sowie intermedialen Austausch verändert. Es entsteht eine "komponierende" Inter pretation durch Öffnung hin zu prozesshafteren, tendenziell unabgeschlosseneren und ergebnisoffeneren (bei Live- Performances : oft unwiederholbaren) Klang-Ereignissen und medialen Verknüpfungen.

Die Essentials der komponierenden Bearbeitung und medialen Verknüpfungsstrategie sind also:

  1. Das zu bearbeitende Material "Bach und..." leitet sich direkt vom Ausgangsmaterial der Bachschen Musik und der innewohnenden Thematik   ab
  2. Die medialen Verknüpfungen ergeben sich aus der Art und dem Verlauf der Projektentwicklung Musik-Raum-Thema und der gleichzeitig erfolgenden Klangbearbeitung.
  3. Der Vorgang von Auswahl, Aufnahme, Klangbearbeitung und medialem Transfer bleibt zu jeder Zeit prozessual.
  4. Wesentlicher medialer Baustein bleibt, die jeweiligen Projektteile der einzelnen europäischen Partner medial zu "verarbeiten" und in die mobile Ausstellung einer reisenden Skulptur zu integrieren
  5. Der Projektverlauf und das flexible Reagieren bestimmen die Richtung im Hinblick auf ein "mobil-offenes" Ergebnis, nicht das Festhalten an der gesetzten Ausgangs-Konzeption.

B  Projektentwicklung 2: als erstes europäisches Anwendungs-Beispiel programmatischer und medialer
   Umsetzung in die mobile Ausstellung,

Projekt "Passion 123" in St. Pölten-Österreich: 23.06.07

Im Hinblick auf das zu entwickelnde Gesamtprojekt stehen zwei Aspekte im Vordergrund:

1
Die "grenzwertigen" Erfahrungen mit Räumen des (Er)-Lebens, des Hörens und Sehens und den sich dabei oft zufällig ergebenden Extremsituationen für Darsteller und Zuschauer/Zuhörer werden aufgezeichnet, verarbeitet (siehe Teil 2) und für neue performative Zusammenhänge genutzt: Es geht um, eine Wechselspiel von sich permanent verändernder Ausstellung und dazu in Spannung zu setzenden europäischen Projekten (siehe Modelle 1-10)

2
Die Idee, das medial aufbereitete Material in einen performativen, stets variablen und sich permanent weiterentwickelnden Ausstellungskontext zu überführen und Mobilität und Internationalität als integralen Teil eines neuen performativen Ausstellungskonzeptes zu betrachten, führen beinahe zwangsläufig zum Gesamtprojekt JSB08

C Phase 3: 10 Projekte innerhalb der Europäischen Realisierungsphase :

Ausstellung = mobile Skulptur JSB08_Europa mit jeweiligen Performances in einzelnen EU-Partnerländern und -städten
Start und

1. Station: Berlin_Deutschland, Mai 2008 in Kooperation mit NN
Ausstellungseröffnung und Live-Perfomances
Installation - Performance - mediale Transaktion-mediale Interaktion - mediale Transformation
Thema: Der existenzielle Bach Projekt "Ich habe genug"

2. Station: z. B. Klangturm St. Pölten_Österreich 2008
Thema: Der politische Bach Projekt Passion123
Intermediale Frakturen zwischen Musik-Bild-Licht-Sprache

3. Station: z.B. Dobbiaco/Toblach_Italia 2008
Thema: Der kosmopolitische Bach Bach im kultureuropäischen Wechselspiel

4. Station: Nancy_France 2008
Thema: Der religiöse Bach Das ideologische Werk im Europa von Heute

5. Station: Liverpool_England, 2008
Thema: Der soziale Bach Das Werk in Bezug zu Armut, Sterben, Tod

6. Station: Stavanger-Bergen_Norway 2008
Thema: der orchestrale Bach Vokales Denken und instrumentale Absichten

7. Station: Linz_Österreich 2009
Thema: Bach als Anleitung zum Hören Projekt vokale-instrumentale Kommunikation

8. Station: Vilnius_Litauen 2009
Thema: Der enigmatische Bach Kunst der Fuge als Paradigma für "Kammer"-Musik von Heute

9. Station: Essen_Deutschland 2010
Thema: Der visionäre Bach Musik-Klangspuren in Europa

10. Station: Berlin 2010
Thema: BACH: Installation - Performance - mediale Transaktion-mediale Interaktion - mediale Transformation

JSB08 / Skulptur Europa
Ansatz "Mobile Ausstellung"
 

JSB08 / Skulptur Europa
Ansatz "Mobile Ausstellung" von Markus Wintersberger

Ein Konvoi aus 3 Sattelschleppern bildet den skulpturalen Alltagskörper einer dem Alltag entrissenen technoid-martialischen Wirtschaftswelt . Die suggestive Kraft dieser drei LKW´s  vermittelt in Ihrer Präsenz sowohl die Mobilität innerhalb Europas als surreale Geste einer scheinbaren "unbegrenzten Freiheit" und eines "unbeschränkten" Warenaustauschs innerhalb einer "Gemeinschaft" wie Europa, als auch eine Art gefrorene Statuarik einer sich an den Rand der Auflösung und des Stillstandes manövrierenden Gesellschaft, deren Ziel es scheint innerhalb einer Kosten- Nutzenmaximierung die Sicht auf das Wesen der Dinge zu verlieren. Überdimensionalen Sarkophagen gleich, sollen diese Gefährte ihre Spur durch Europa ziehen und an bestimmten vorgegeben Orten zusammen treffen. Wie Bausteine fügen Sie sich aneinander, bilden ein großräumiges begehbares T - Symbol , in dessen Innerem mediale Spiegelungen als unendliche Fortführung der inneren Schluchten eine imaginative Entgrenzung andeuten sollen.

Die Skulptur fährt per se als dreiteiliges Raummodul durch Europa , choreographiert entlang vorgegebener Routen, logistisch optimiert und per GPS "kontrolliert". Die individuelle Reise der einzelnen Sattelschlepper sollte "dokumentarisch" erfasst und künstlerisch als Bild-Video-Audio Animation ausgewertet werden. Der fahrende LKW schreibt sich in die Topografie und die vorhandenen Raumbilder Europas ein und "zeichnet" auf seiner Reise einen "Film", dessen Handlung und Erzählung wiederum aus den spontanen, atmosphärischen, improvisierten und unberechenbaren Begebenheiten alltäglicher Situationen und Kommunikationen entsteht. Gleich kybernetischen Puzzlesteinen rollen die Wagen durch den europäischen Raum und erforschen auf Grund Ihrer Zuschreibung und Ihrer Rollenverschiebung die realen Gegebenheiten eines fast ausschließlich auf Wirtschaftssteigerung ausgerichteten Großraumes.

Der leere LKW befördert keine Waren, trägt nichts zum "Nutzen" bei, sondern "untergräbt" die vorherrschende Vereinbarung zwischen Kauf und Verkauf, zwischen Angebot und Nachfrage, zwischen Haben und Sein. Die Metaphorik wird durch die Form eines mobilen "Tryptichon", drei leere LKW´s "brummen" bedrohlich ironisch über die Autobahnen Europas, immer mit dem gleichen Ziel, sich auf vordefinierten Orten zu einer großräumigen Skulptur zu vereinigen, einer "Lächerlichkeit" angenähert und einem dem Alltäglichen enthobenen "Lächeln" anvertraut.
Einer verschmitzten Leichtigkeit gleich sollen die tonnenschweren Lastautos als sinnentleerte Botschaften ihrer selbst auf ihre Funktion hinweisen, und gleichzeitig ihre alltägliche Gesamtpräsenz in Frage stellen.


Die Botschaft ist das Gefährt, die Zugmaschine samt Aufleger, dreigestirnig durchqueren diese "Transmitter" den europäischen Kontinent , docken an das gesellschafts-kulturelle Soziotop der jeweiligen räumlichen Kontexte an. Symbolisch schaffen Sie einen architektonischen Körper, ein begehbares und erlebbares Tunnelsystem, dessen stabile Struktur mittels Projektionen zu einem offenen, sich perspektivisch erweiternden Ereignishorizont mutiert, und so den Blick frei gibt auf reale Bezugsorte. Das Tunnelsystem unter der Siegessäule Berlins mappt sich projektiv als unendliche Erweiterung in die Stirnseiten der Sattelschlepper, die Sattelschlepper Ihrerseits bilden in Ihrer Anordnung das T der Berliner Siegessäulentunnel. Eine Form löst sich aus ihrem Kontext, teilt sich in drei Segmente und bewegt sich an Hand der existierenden europäischen Autorouten über den Kontinent. Das Symbol verlässt seinen Ursprungsort und nähert sich den verschiedenen Bevölkerungsgruppen Europas, kommt ihnen entgegen und lädt diese zu einem gemeinsamen Erleben ein. Antipodisch zu Endzeit-Apokalyptikern versucht der Autokonvoi über diesen "Aufschrei" Energien frei zu setzen, deren Sinn in einem besseren Verständnis cirkularer Kräfte Europas münden sollte.

Markus Wintersberger / Eberhard Kloke, Berlin-Wien Januar 2007