Bearbeiten: A. Berg Wozzeck    
 
   
 
  Kernpunkte    
 
     
 

Alban Berg Wozzeck

Revisionsbericht zur Bearbeitung von Eberhard Kloke

Alban Berg "Wozzeck" ©1926 by Universal Edition A.G., Wien
Bearbeitung für Soli und Kammerorchester von Eberhard Kloke © 2003 by Universal Edition A.G., Wien
siehe auch Universal Edition

Kernpunkte der Bearbeitung

Vorbemerkung:
Die kompositorische Struktur generell, die Notierung der Gesangspartien und die instrumentatorische Charakteristik des Werkes bleiben original "Berg". Die Reduzierung der Bläser erfolgt in Anlehnung an die satztechnischen Voraussetzungen der Original-Partitur und bedingt die ebenfalls reduzierte Streicherbesetzung. Die Klanggestalten, Klangfarben und Registerwechsel orientieren sich an der großen Partitur und sind - wenn irgend möglich – auf die kleinere Besetzung übertragen worden.

Die Bearbeitung:

1   Musikalisch wird durch die Kammerorchesterbesetzung ein enorm transparenter Klang mit größtmöglicher Durchhörbarkeit erzielt.
Da als Voraussetzung für unmittelbares Erleben und Verstehen eine optimale Textverständlichkeit vonnöten ist, erscheint eine gleichberechtigte Behandlung von Orchester- und Gesangsstimmen dem Drama zuträglich. Auf die konventionelle Verbannung des Orchesters in den Graben kann verzichtet werden.

2
 
Die bearbeitete Version für Soli und reduziertes Orchester ermöglicht flexiblere Positionierungen von Musik und Szene im Raum. Normalerweise befindet sich das Publikum in einer klassischen Konzertsaal- oder Theaterraumsituation meist sehr weit weg vom szenischen und musikalischen Ereignis. In der aktuellen Version könnte es extrem nah am Geschehen platziert und einbezogen werden. Auch könnten sich variable Szenenwechsel durch unterschiedliche Räume/Orte, z. B. ein Wechsel vom Innen ins Außen ergeben: dies immer als Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Raum und symbolischem Ort ...

3
 
Die Sängerpartien/Notationen sind originalgetreu übertragen.
Dass in der Bearbeitungsfassung eine genauere, d.h. hier radikalere Realisierung von Sprech- und Gesangsnuancierung möglich ist, sei nur am Rande vermerkt. Die Möglichkeit, auf den "Opernton" beim Singen und Sprechen ganz verzichten zu können, kommt einem Publikum mit modernen Hörgewohnheiten entgegen und lässt die Protagonisten weniger "künstlich" erscheinen.

4
 
Die Orchesterbesetzung und Instrumentierung der Bearbeitung orientiert sich so nah wie möglich an der Berg´schen Partitur. Die instrumentalen Klangcharaktere sowie eine aus-differenzierte Vielfalt der Klangfarben bleiben erhalten, der Registerwechsel von Streichern zu Holz- und Blechbläsern ist dem Original angepasst.
Der Klang insgesamt erscheint jedoch verdichtet und akzentuiert, da meistenteils auf Verdopplungen und "Ausgleichs"-Instrumen-tierungen verzichtet wurde. Durch die Möglichkeit, auf eine traditionelle Orchestergraben-Bühnen-Situation zu verzichten, kann durch direkte Nähe von Orchester zu Publikum das direkte körperliche Erleben von Klang-Intensität und Klangdifferenziertheit verstärkt werden.

5
 
In der Bearbeitung ist auf Chor verzichtet worden (nur als ossia-Option vorgesehen), um der inhaltlichen Stringenz des Dramas nichts an Transparenz und Schärfe - durch "Veroperung" – zu nehmen.
Die Chorstimmen werden auf die Protagonisten (II 4 und III 3) und gezielt auf Wozzecks Bezugspersonen - oder auf Instrumente (II) übertragen.

6
 
Den Wirtshausszenen (II 4, III 3) kommt enorme Bedeutung zu, da eine zeitlich-räumliche Aufgliederung der Bühnenmusiken (live, per Video, per Audio) und deren spezieller resp. spektakulärer Einsatz am jeweiligen Aufführungsort ("innen-außen", Musik und Zuschauer "in Bewegung") jederzeit möglich ist.

 
Spezialfall: II 3
Der Aufteilung von II 3 (Szene vor Mariens Wohnungstür) in Kammerorchester (15 Instrumente/Musiker in der Besetzung von Arnold Schönbergs Kammersymphonie) und Hauptorchester kann eine räumliche Aufteilung und Zuordnung des jeweiligen Orchesters zu den beiden Protagonisten zur Folge haben: Wozzeck: Kammer -orchester, Marie: erst Kammerorchester, später Hauptorchester