1. Morton Feldman - Performance als Prinzip
Feldman - entscheidend geprägt durch die New Yorker Künstlergruppe
um John Cage, Merce Cunningham und David Tudor - setzt auf ein hermetisches,
jeder Tradition und Verbindlichkeit sich verweigerndes (enthobenes) MusikKunstWerk.
Vor
allem die Praxis der Feldman-Werkaufführung ist durch eine
hermetisch-pure "Abstinenz" gekennzeichnet. Diese wichtigen
Ansätze sollen zu einem offenen Gedankentransfer als Zentrum
heutiger Feldman-Rezeption weiterentwickelt werden. Gesucht und erprobt
wird ein perspektivisch neuer Ansatz zu Programm- und Aufführungsästhetik
des Morton-Feldman-Werkes .
2. Feldman: Schnittstellen und Kontexte
Die Qualität neuer Feldman-Interpretation und -Rezeption liegt
in der Entwicklung von Programm-Modellen und ihrer Verankerung im künstlerischen
Subtext seines Werkes. Hier gilt es, neue Modelle des Zusammenwirkens
der Künste zu entwickeln, um die Wurzeln und heute erfahrbare Kunstpotenziale
an den Schnittstellen zu Bildender Kunst, Film, Video, Literatur, Theater
und Tanz voranzutreiben.
3. Aufführung und Rezeption
Eine
aktualisierende Feldman-Musik-Dramaturgie muss programmatisch sowohl
auf tradiertes als auch neues Musik-Material verweisen und sich alternativen
Interpretations- und Rezeptionsmöglichkeiten öffnen.
Damit
soll eine Befreiung der Feldman-Musik aus der Ghettoisierung der
Rezeptions-Rituale der Neuen-Musik-Szene und ihrer Konzertpraxis erreicht
werden.
Sich davon abhebende Beispiele könnten sein:
Beispiel |
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Feldman + ancient(s)... |
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Feldman + minimal music contemporaries |
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Feldman
+ sound/composition/noise |
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Feldman + students |
4. Feldman-Programm-Modelle
Die Qualität einer solchen Auseinandersetzung mit Feldman wird
in der Entwicklung und Erprobung von Programm-Modellen "zwischen
den Künsten" liegen. Im Zentrum steht eine an dieser Thematik
orientierte praktische Umsetzung spezifischer Aufführungsmodelle,
beispielsweise KlangInstallation, KlangKunst, KonzertRaum als RaumKonzert,
KunstWerk in KunstRaum, environment.
Eine neue Feldman-Programmatik setzt
damit exakt an dem Punkt an, wo der Komponist selbst beispielhaft Interaktion zu anderen Künsten
pflegte.
5. performative turn(s)
Der theoretisch-wissenschaftliche
Diskurs "Feldman an der Schnittstelle
zur performativen Wende in den Künsten" soll
zentraler Teil des Projektes FELDMAN inter... sein. Dieser Diskurs
geht erstens zurück auf Wandlungen des kompositorischen Schaffens,
zweitens bezieht er sich auf die Aufführungssituation und Akte der
Interpretation von Feldmans Musik. Gegenüber ihrer traditionellen
Rolle werden die Interpreten entindividualisiert, zwar zu vielen selbständigen
Entscheidungen aufgefordert, letzlich jedoch "nur" als Produzenten
des akustischen Endprodukts betrachtet. Die dritte Ebene bezieht sich
auf eine Herausforderung der subjektiven Wahrnehmung und Aufnahmefähigkeit
der Zuhörer.
6. Das Werk als Prozess
Die zeitgenössische Kunst hat sich von tradierten ästhetischen Begriffen
und Vorstellungen verabschiedet. Feldman, in dessen Werken durch Performativität
als Aufführungs-Qualität eine neue Dimension hinzugewonnen wurde,
markiert mit seinem OEuvre einen entscheidenden Wendepunkt in der Aufführungsästhetik.
Eine
an diesem Diskurs des "Performativen" orientierte praktische
Umsetzung der Aufführungsmodelle kann weitergehende ästhetische
Erfahrung an den Schnittstellen von Musik/Stimme, Sprache/Wort und Visualisierung/Bild
erzeugen.
7. Grenzüberschreitung
Das Werk
Morton Feldmans wird zentraler, aber nicht alleiniger Ausgangs- und Zielpunkt
für Erfahrung von Grenzüberschreitung und Multiperspektive
sein.
8. Perspektiven Netzwerk
Der Projektzyklus
soll konzipiert sein als Programmeinheit mit unterschiedlichen Programm-
und Produktionsmodulen verschiedener Institutionen/Gruppen/Häuser
in Berlin, Deutschland und beteiligten Ländern Europas.
Das Netzwerk
der jeweiligen Produktionseinheiten besteht darin, mit einzelnen Kooperationspartnern
unter Verwendung spannender Orte und Räume
künstlerische Visionen zu entwickeln.
Jeder Unterzeichner kann in
einem Papier - bis zum 30. März 2005
an die Adresse feldman@musikakzente.de -
Vorschläge entwickeln, wie er sich in dieses Netzwerk einbringen
und ggflls. weitere Perspektiven für das Projekt FELDMAN inter ... (inhaltlich,
organisatorisch, strukturell) aufzeigen möchte.
Die Unterzeichnenden
Name |
Institution |
Eberhard Kloke |
musikakzente 21, Berlin |
Dr. Christa Brüstle |
FU Berlin |
Dr. Christian Saalfrank |
musikakzente 21, Berlin |
Dr. Thomas Wohlfahrt |
Literaturwerkstatt Berlin |
Mag. Markus Wintersberger |
Universität für angewandte
Kunst Wien |
Daniel Ott |
Komponist, Universität der Künste |
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Berlin, den 05. März 2005
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